Kraftplatz Stripsenjoch und Stripsenkopf - Wenn der Berg ruft
Aufbauend auf dem Prinzip der Natur Resonanz
Vor etwa 25 Millionen Jahren haben sich die Alpen - und damit das Kaisergebirge - aus dem Urmeer erhoben: Kontinentalplatten drifteten aufeinander zu, die Ränder der Platten falteten sich auf. Bis heute ist die ungeheure Kraft, die Berge entstehen lässt, an exponierten Stellen spürbar. Auf dem Stripsenjoch lässt sich die Wucht dieser Urkraft erahnen.
Die Kraft der Felsen
"Es ist ein wunderschöner Platz mit einem fantastischen Ausblick", verrät Christian Fankhauser, der langjährige Wirt der Stripsenjochhütte: "Die Leute stehen mit offenem Mund da und bestaunen die Natur." Zackige Felszinnen ragen hoch zum Himmel auf. Gesteinsmassen türmen sich wie Dachziegel übereinander. Steht man am Stripsenjoch und schaut zur Ellmauer Halt hinüber, kann man die Linien der einzelnen Schichten im Gestein erkennen. Zur Frage, warum die Gipfel in unmittelbarer Nähe zum Stripsenjoch schauerliche Namen tragen - Totenkirchl, Fleischbank und Predigtstuhl - vermutet Christian Fankhauser: "Früher sind hier viele Bergsteiger verunglückt. Heute ist die Ausrüstung besser und trotzdem gehen die Kletterer sehr oft ein Risiko ein. Mehrmals im Jahr muss die Bergrettung ausrücken."
Den Bergen so nah
Sowohl Einheimische, als auch Gäste und Touristen zieht es unweigerlich nach oben, sie wollen dem Berg so nahe wie möglich kommen: "Hier oben kann man den Berg rufen hören, das ist richtig", schmunzelt Christian Fankhauser: "Das Stripsenjoch hat ein ganz eigenes Flair. Die steilen Felswände faszinieren die Leute. Und auch ich habe mich noch nicht satt gesehen." Die Stripsenjochhütte steht auf 1580 Metern - hier treffen der Zahme und der Wilde Kaiser aufeinander, hier nehmen das Kaiser- und das Kaiserbachtal ihren Ausgang. Von der Stripsenjochhütte gelangt man in knapp fünfundvierzig Minuten zum Stripsenkopf. Den steilen Pfad über die Felsen sollte man nur bei Schönwetter und mit gutem Schuhwerk begehen: Trittsicherheit ist gefragt, denn an vielen Stellen geht es steil bergab.
Die Aussicht genießen
Wer den Weg zum Stripsenkopf wagt, der wird mit einem fantastischen Ausblick belohnt: Vom Stripsenkopf aus, sieht man an klaren Tagen bis ins Inntal. Der Windschutz-Pavillon am Gipfel wurde im Jahr 1924 errichtet. Nachdem er in den 60er Jahren einem Blitzschlag zum Opfer fiel, wurde der Pavillon im Jahr 2002 erneuert. Wer sich dem Berg besonders nah fühlen möchte, der nimmt für einen Moment auf dem Boden Platz: Gerade im Hochsommer lädt der von der Sonne aufgeheizte Kalkstein zum Verweilen ein. Auf den Felsen lässt sich die Verbundenheit mit den Bergen besonders gut erfahren. Die Alpen sind vor Jahrmillionen entstanden und noch heute würden die Berge mehrere Millimeter pro Jahr wachsen. In Wirklichkeit aber, werden sie jedes Jahr um ein paar Zentimeter kleiner: Wind und Wetter setzen dem Stein zu.
Die Urkraft spüren
Seine heutige Form hat das Kaisergebirge durch Erosionen erhalten: Früher haben Gletscher das
Gestein abgetragen, heute nagen Schnee und Regen an den Bergen. Auch das Gebirgsmassiv,
das sich so groß und mächtig vor uns auftürmt, kämpft mit dem Zahn der Zeit: "Bei einem Gewitter im Gebirge, merkt man erst, wie klein und unbedeutend man als Mensch im Vergleich zum Berg ist. Man sieht die Blitze aus nächster Nähe nieder gehen und es scheppert als würden Kanonenkugeln einschlagen", berichtet Christian Fankhauser. In der Natur wird der ewige Kreislauf von Werden und Vergehen besonders deutlich. Setzt sich der Mensch in Relation dazu, schrumpfen alltägliche Probleme auf ein erträgliches Maß. In der beeindruckenden Atmosphäre der Kraftplätze Stripsenjoch und Stripsenkopf darf man das an sich selbst erfahren.