Gießenbachklamm Thiersee-Kiefersfelden - Der stete Tropfen
Aufbauend auf dem Prinzip der Natur Resonanz
Die Oberfläche der glatt geschliffenen Felsen glänzt mattschwarz. Durch die grünen Wipfel der Bäume fallen einzelne Sonnenstrahlen in die Schlucht. Tief unten springt das Wasser in schäumendem Weiß über die Steine. Eine Naturszene von unbändiger Schönheit, die sich in den menschlichen Geist eingräbt, wie sich das Wasser in den Stein gegraben hat. In der Gießenbachklamm erlebt man die Kraft des Wassers hautnah. Ein unvergessliches Naturerlebnis.
Das Flüstern und Fließen des Wassers
Der Weg zum Kraftplatz Gießenbachklamm führt über die bayrische Grenze ins benachbarte Kiefersfelden. Ungefähr drei Kilometer vom Ortszentrum entfernt, begibt man sich auf eine etwa einstündige Wanderung durch die Klamm. Der Ausgangspunkt ist leicht zu erkennen: Ein historisches Wasserrad - mit sieben Metern Durchmesser - dreht hier seit Jahrzehnten seine Runden, angetrieben vom Fließen der Urkraft. Es wird nicht das einzige, eindrucksvolle Artefakt aus der Vergangenheit sein, das uns auf dieser Reise begegnet.
Die ersten Meter des Weges führen auf einer breiten Forststraße durch einen lichten Wald. Immer weiter wagt man sich in die unberührte Natur vor. Mit jedem Schritt in Richtung Klamm, entfernt man sich vom Alltag - eine angenehme Ruhe stellt sich ein. Man betrachtet das Grün und hört in die Stille des Waldes hinein: Ein Rascheln in den Blättern der Bäume. Das Flüstern des Wassers im naturbelassenen Bachbett, nur zwanzig Zentimeter tief und völlig unangetastet.
Kraftplatz virtuell erleben
Die eineinhalbstündige Rundwanderung mit Bach, Klamm, Spielplatz, Wasserrad und Staudamm ist die perfekte Familientour an heißen Tagen.
Zur Virtual RealityGeschichte erzählen, Geschichten erleben
Fünf Minuten später wird man eines Besseren belehrt: Der Wald gibt den Blick frei auf ein altes Elektrizitätswerk. Es wirkt wie aus der Zeit gefallen, wurde es doch 1910 errichtet und seitdem kaum verändert. Bis heute wird in diesem Werk elektrischer Strom für die Gemeinde Kiefersfelden produziert. Die Geschichte der Stromerzeugung wird auf einem neuen "Energiewanderweg" erlebbar, der über zwanzig Stationen verbindet, darunter auch Wasserrad und Elektrizitätswerk.
Der wildromantische Weg durch die Gießenbachklamm wurde um die Jahrhundertwende in den blanken Fels gehauen: Für das geplante Elektrizitätswerk wollte man eine Verbindung schaffen, zwischen dem malerischen Stausee im Oberlauf der Klamm und dem 150 Meter tiefer liegenden Werk. Diesen Höhenunterschied gilt es nun zu erklimmen: Über 197 Holzstufen geht es steil nach oben. Den Bach verliert man in diesem Moment kurz aus den Augen; wenig später kehrt er auf atemberaubende Weise zurück.
Erinnerungen sammeln in der Natur
Es ist ein fantastisches Schauspiel aus Sonne und Schatten, das man in der Gießenbachklamm zu sehen bekommt: Die Felswände ragen schroff nach oben, zwischen den Furchen und Felsspalten fällt gleißend helles Licht ins Bachbett. Unten sind die Steine ganz glatt, geschliffen und poliert vom steten Fließen. Benetzt vom Dunst des Wassers wirken sie fast schwarz. Weiß steht die Gischt in der Schlucht. Ein Anblick voller Kontraste, von dem man sich kaum trennen kann, so faszinierend ist es, in die Tiefe hinabzuschauen.
Hat man sich satt gesehen, wandert man weiter den Felsen entlang. Anhand dieser Schlucht erkennt man, welche ungeheure Kraft im Wasser steckt: Der stete Tropfen höhlt den Stein - seit Jahrhunderten gräbt sich der Bach in den Berg. Am Ende der vorderen Gießenbachklamm wagt man eine Überquerung derselben. Auf der Brücke stehend, darf man sich noch einmal dem Blick in die Tiefe hingeben und verzaubert sein von der Schönheit dieses Naturjuwels.
Geht man weiter den Bach entlang, kommt man zur hinteren Gießenbachklamm. Diese ist weniger bekannt und deshalb ein wahrer Geheimtipp: Am Flusslauf findet man im Schatten der Bäume ruhige Plätze für die Rast. Der Blick wandert nach oben, mit geschlossenen Augen nimmt man ein Flackern wahr. Licht und Schatten wechseln sich mit der Bewegung der Blätter ab. In diesem Flimmern stehen bewegte Bilder vor dem geistigen Augen wieder auf: Szenen aus der Klamm, die man nicht so leicht vergessen wird. Erinnerungen an die Natur, die man mit nach Hause nehmen darf, um sie immer wieder zu betrachten.